LectoRLange
Freies Lektorat

Gedichte von Rebecca Lange 

1. Mittelalterliche Gefühle (abgedruckt in "Frankfurter Bibliothek 2023")

Das alles spukt mir im Kopf herum,
Wie Gespenster so heimlich und stumm.
Ins Vergessen wollen sie nicht schwinden,
Als würden eiserne Ketten sie binden.

So stark wie der Drachen Feuerglut
Müsste sein des Zweifelnden Mut,
Um die Worte auszusprechen,
Welche diese Ketten brechen.

Doch des Ritters Schwert und Schild,
Und sein Ross wird plötzlich wild,
Schützt entschlossen Burg und Zinnen,
Nichts kann rein, der Schmerz bleibt drinnen.

Fahnen und Banner wehen an Lanzen,
Auch ich fange an, mich zu verschanzen.
Hinter Mauern kann es keine Angst geben,
Aber Einsamkeit erfüllt dort das Leben.


2. Mit allen Sinnen (abgedruckt in "Die besten Gedichte 2023/2024")

Der Schall, ein Knall und dann nur Stille;
Unter Angst zerbricht auch stärkster Wille.
Doch meine Ohren einzig hören,
Wie deine Worte mich betören.

Das Licht, ein Blick und dann Verblendung;
Das Ego sieht meist nur Verschwendung.
Doch meine Augen einzig sehen,
Dich beim Tanzen, Lachen, Gehen.

Der Rauch, ein Tuch und dann Vergiftung;
Feuer verbreitet in jegliche Richtung.
Doch meine Nase will inhalieren
und sich in deinem Duft verlieren.

Das Wort, ein Spruch und dann Vergessen;
Bleibst du stumm, wirkst du vermessen.
Doch meine Zunge will nur schmecken,
Was deine Küsse in mir erwecken.

Der Ring, ein Träger und dann betrogen;
Mit wahrer Tat und doch gelogen.
Doch meine Hand will einzig spüren,
Wie es sich anfühlt, dich zu berühren.


3. Ich bin Verdammnis 

Und ich hab‘ dir die Welt versprochen,
Mein Wort schon tausendmal gebrochen.
Ich sag dir, halt dich lieber fern,
In mir da gibt’s keinen weichen Kern.
Alles, was du für Fassade hältst,
Ist der Grund, warum du später fällst.
In mir ist alles kalt und stumm,
Mein Chaos bringt dich sicher um,
Herz aus Stein, jedes Wort wie Gift,
Verdammt und verbannt durch die Heilige Schrift.
Ich bin der Teufel, bin der Tod.
Kein Rettungsring auf meinem Boot.
Hörst du nicht auf, so zu empfinden,
Wirst du in diesem Meer ertrinken.
Und retten wird dich leider keiner.
Der Schmerz ist unser, deiner, meiner.
Doch willst du mir trotzdem nicht glauben,
Wird es dir Herz und Seele rauben.
Dann tu ich hier nur meine Pflicht,
Indem ich sag: ich fühle nichts.